038: Heute gibt es eine weihnachtliche Geschichte von Freddie und Lucky. Das verfressene Zauberpony taucht mal wieder an Orten auf wo es nicht hingehört und behauptet felsenfest, ein Weihnachtsmarkt sei auch etwas für Ponys und Freddies Einsatz als verwandelbares Fahrzeug ist wieder einmal gefragt… Vielen Dank an Elin, 6 Jahre, für das Beitragsbild, auf dem Fritzi, das freche Bommeltier zu sehen ist! Das Bild ist toll geworden!
Freddie und Lucky Band 9 – Ein Weihnachtsmann in Not
Marie steht am Fenster und schaut hinaus. Draußen fällt Schnee und die Straße wird langsam von einer weißen Schicht bedeckt. Obwohl die Sonne noch lange nicht untergegangen ist, ist es draußen durch die dichte Wolkendecke schon etwas dunkel und die Autos fahren mit Licht. Vorsichtig kriecht ein Fahrzeug nach dem anderen über die rutschige Schneedecke, aber das, auf das Marie wartet, ist nicht dabei.
Jetzt kommt wieder ein Auto um die Kurve gefahren und einen Moment sieht es so aus, als würde es auf der rutschigen, weißen Schicht die Kontrolle verlieren und auf die andere Fahrbahn rutschen, aber dann bekommt der Fahrer den Wagen wieder unter Kontrolle und steuert den Wagen weiter die Straße hinunter. Hinter der Windschutzscheibe des Autos leuchtet ein kleines Rentier abwechselnd in den Farben grün und rot auf. Marie klatscht begeistert in die Hände und rennt dann die Treppe hinab zur Haustür. In dem Moment, wo sie die Haustür aufreißt, hält das Auto mit dem blinkenden Rentier vor ihrem Haus. Marie und ihre Freundin Sandra hatten das Rentier Anfang Dezember auf dem Weihnachtsmarkt gekauft und Sandra hatte es dann ihrem Vater geschenkt. Der hatte sich sehr darüber gefreut und es als Weihnachtsdeko in sein Auto gehängt.
Jetzt öffnet sich die Autotür und ein Mädchen mit braunen, kinnlangen Haaren klettert aus dem Auto. Sie winkt Marie zu und holt dann eine große Tasche aus dem Wagen, bevor sie ihrem Vater im Auto noch eine Kusshand zuwirft und die Tür mit Schwung zuknallt.
„Sandra, da bist du ja endlich!“, freut sich Marie und nimmt Sandra die Tasche ab. „Was hast du denn da alles drin?“
„Wir wollen doch Kekse backen und ich habe alle Keksformen und die Teigrolle und Mehl und Streusel und was man alles so braucht mitgebracht“, erklärt Sandra.
„Aber das haben wir doch auch alles hier“, lacht Marie. „Aber dann backen wir halt richtig viele Kekse!“
„Genau! Und lass dich überraschen, ich habe zwei Keksformen mit, die ihr ganz bestimmt noch nicht habt!“, grinst Sandra.
„Na da bin ich aber gespannt“, freut sich Marie und geht zusammen mit Sandra ins Haus Richtung Küche. In der Küche sitzt schon Maries Bruder Benny, der sich das Keksebacken nicht entgehen lassen will.
Gemeinsam suchen die drei alles zusammen, was sie für den Keksteig benötigen: Mehl, Butter, Zucker, Eier und Backpulver. Und als Dekoration nach dem Backen legen sie Schokolade und bunte Streusel bereit. Dann kann das Backen beginnen! Sie mischen alle Zutaten zu einem geschmeidigen Teig und rollen ihn auf einer bemehlten Arbeitsfläche mit einer Teigrolle aus. Jetzt holt Sandra ihre Keksformen raus.
„Tata, solche Formen habt ihr bestimmt noch nicht!“, sagt sie geheimnisvoll und holt dann hinter ihrem Rücken zwei silberfarbene Förmchen hervor. Die eine Form zeigt ein Motorrad und die andere ein Pferd!
„Wow, die sind ja toll! Wo hast du die denn her?“, freut sich Marie.
„Vom Weihnachtsmarkt. Da gibt es einen Stand mit allen möglichen Formen. Und da du, Benny, dein Pony Lucky so ins Herz geschlossen hast und du, Marie, ständig vom Motorradfahren mit deinem Vater erzählst, dachte ich, ich schenke euch die“, antwortet Sandra lachend.
„Wisst ihr was, heute gibt es nur Motorrad- und Pony-Kekse! Was haltet ihr davon?“, schlägt Benny vor.
„Gute Idee“, antworten Sandra und Marie wie aus einem Mund und lachen dann prustend los. Und dann werden haufenweise Motorrad- und Pony-Kekse gebacken bis das ganze Haus von einem wunderbaren Keksduft erfüllt ist. Zwischendurch haben die drei Kinder immer wieder Kekse genascht und nachdem der ganze Teig ausgestochen und gebacken worden ist, sind die drei pappsatt.
„Oh Leute, ich glaube, ich platze gleich“, stöhnt Benny und reibt sich den Bauch.
„Ich auch“, antwortet Marie. „Was haltet ihr davon, wenn wir noch einen Spaziergang zum Weihnachtsmarkt machen damit wir uns die Kekse wieder ablaufen? Heute ist der letzte Tag. Morgen ist doch Heilig Abend und dann ist doch am 23. Dezember, dem Tag vor Weihnachten, der Weihnachtsmarkt das letzte Mal geöffnet, oder?“
„Oh ja, da hätte ich auch Lust zu“, ruft Sandra.
Die drei stürmen in den Flur und ziehen sich ihre dicken Winterjacken, Mütze, Schal und Handschuhe und ihre Winterstiefel an. Die Kekse lassen sie in großen, geöffneten Blechdosen stehen, damit sie noch ein wenig abkühlen können. Der Keksduft verteilt sich im ganzen Haus und zieht auch durch den Schornstein nach draußen in die winterliche Luft.
Der Weihnachtsmarkt ist ein 1 km entfernt auf einem alten Gutshof, der auf einer kleinen Anhöhe liegt. Schon von Weitem hören die drei die Weihnachtsmusik und sehen die Lichter der Weihnachtsstände, die die winterliche Dunkelheit erhellen, die inzwischen eingebrochen ist. Auf dem Weihnachtsmarkt ist ein ganz schönes Getümmel. Jeder möchte den letzten Weihnachtsmarkttag noch genießen und sich mit Freunden auf einen Kakao und Schmalzkuchen treffen. Marie, Sandra und Bennie schlendern zwischen den Ständen entlang und schauen sich die Auslagen an.
„Hm, ich glaube, in meinem Bauch ist schon wieder Platz für einen Kakao“, überlegt Sandra.
„Los, dann holen wir uns einen“, schlägt Bennie vor.
Kurze Zeit später stehen die drei an einem hölzernen Verkaufsstand und haben jeder eine dampfende Tasse Kakao in der Hand. Genüsslich trinken sie Schluck für Schluck das heiße Getränk.
Plötzlich schiebt sich von hinten eine dunkelbraune, warme Schnauze über Bennys Schulter und schnaubt empört in die Luft. Erschrocken dreht sich Benny um und schüttet sich dabei den ganzen Kakao über den Ärmel. Vor ihm steht ein dunkelbraunes Pony und schaut ihn tadelnd an. Es ist Lucky. Marie und Sandra halten sich vor Lachen die Hände vor den Mund, weil Benny sich so erschrocken hat.
„Lucky, was machst du denn hier auf dem Weihnachtsmarkt?“, fragt Benny entsetzt.
„Ja du bist mir ja ein toller Freund! Gehst hier mit Marie und Sandra schön einen Kakao trinken und lässt deinen alten Kumpel Lucky einsam und allein im Stall stehen. Wofür sind Freunde eigentlich da? Doch dazu, um auch mal gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt zu gehen! Und wenn du nicht mit mir gehst, gehe ich halt alleine!“ Lucky schaut Benny trotzig an.
„Erstens“, erklärt Benny, „stehst du nicht einsam im Stall. Da sind jede Menge anderer Pferde im Stall! Und zweitens ist ein Weihnachtsmarkt nicht für Pferde, Ponys oder was auch immer für Huftiere gedacht. Willst du etwa auch Kakao trinken oder wie hast du dir das gedacht? Außerdem, was wenn die Leute hier merken, dass du sprechen kannst?“
„Och Benny, so langsam müsstest du es doch wissen: der Zauber der Zauber“, lächelt Lucky und schaut sich um. Tatsächlich, keiner von den Weihnachtsmarktbesuchern scheint sich darüber zu wundern, dass dort ein Pony am Kakaostand steht und sich mit einem Jungen unterhält. „Und außerdem: Nein, Kakao möchte ich nicht trinken, aber es gibt hier etwas anderes, was ich gerne hätte.“ Sein Blick wandert zu einem Stand, der kandierte Früchte, also Früchte, die mit Zuckerguss überzogen sind, verkauft. Hinter dem Tresen liegt ein großer Stapel Äpfel, die noch darauf warten, mit dem roten, süßen Zuckerzeug überzogen zu werden.
„Oh Lucky, du bist so verfressen“, schimpft Benny. „Reichen dir nicht die Möhren, die ich dir heute Morgen in den Stall gebracht habe?“
„Jetzt lass ihn doch“, lacht Marie. „Kommt, wir kaufen ein paar Äpfel.“ Gemeinsam gehen sie zu dem Stand mit den Äpfeln rüber und kaufen ein Dutzend. Die Verkäuferin ist ein wenig verwundert, dass die Kinder die Äpfel ohne Zuckerguss möchten aber wünscht ihnen dann ein paar schöne Weihnachtstage und lässt sie ziehen. Selig grinsend lässt sich Lucky mit einem Apfel nach dem anderen füttern. So muss die Weihnachtszeit sein!
„Ich begleite euch noch nach Hause“, erklärt Lucky schmatzend, nachdem er den letzten Apfel in seinem Mund verschwinden lassen hat. „Dann kann ich meinem Freund Freddie noch einen kurzen Besuch abstatten.“ Die Kinder nicken zustimmend.
Langsam gehen sie über die verschneiten, dunklen Straßen nach Hause und genießen die Stille, die sich durch den Schnee, der die Geräusche abdämpft, über die Häuser gelegt hat. Sogar Lucky hält sein Plappermäulchen und genießt die winterliche Atmosphäre. Doch plötzlich bleibt er stehen und spitzt die Ohren.
„Habt ihr das gehört?“, fragt er die Kinder.
„Nein, was denn?“, fragt Marie verwundert.
„Da, da war es wieder! Irgendjemand ruft leise um Hilfe und flucht dann fürchterlich.“ Lucky spitzt wieder die Ohren. „Los, das kommt aus der Richtung von eurem Haus.“ Lucky lägt einen Schritt zu und die Kinder können ihm kaum folgen. Vor Maries und Bennys Haus macht er eine Vollbremsung und Benny rennt ihm aus Versehen gegen den Po.
„Pass doch auf“, meckert Lucky, spitzt dann aber gleich wieder die Ohren.
„Jetzt höre ich es auch“, ruft Marie.
„Hilfe, hilfe“, klingt es gedämpft durch die Dunkelheit. „So ein Mist. Wie soll ich hier je wieder rauskommen?“
„Wo kommt das denn her?“ Sandra schaut sich suchend um.
„Schaut mal nach oben“, sagt Lucky und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mitten im Schneegestöber sieht man ein paar Beine in der Luft zappeln, die in roten Hosen stecken. Der Oberkörper der dazugehörigen Person ist nicht zu erkennen, weil er im Schornstein von Maries und Bennys Haus steckt. Die Hilferufe dieser Person sind so leise, weil natürlich auch der Kopf im Schornstein steckt.
„Der Weihnachtsmann“, ruft Marie entsetzt. „Er steckt in unserem Schornstein fest. Wir müssen ihm helfen!“
„Hallo“, ruft sie dann so laut sie kann. „Herr Weihnachtsmann, halten Sie noch einen Moment aus, wir holen Sie da raus!“
Benny ist inzwischen schon zur Garage gerannt und hat das Garagentor geöffnet. Verschlafen blinzelt ihn Freddie, das Zaubermotorrad, an.
„Was ist los, mein Freund?“, fragt Freddie schläfrig. „Warum hast du es so eilig?“
„Der Weihnachtsmann hängt kopfüber in unserem Schornstein fest“, erklärt Marie, die zusammen mit Lucky ebenfalls zur Garage gerannt gekommen ist. Sandra hat sie ins Haus geschickt und ihr aufgetragen, sich durch den offenen Kaminofen mit dem Weihnachtsmann zu unterhalten und ihn zu beruhigen während sie die Rettung des Weihnachtsmanns in die Wege leiten. Ohne nachzufragen, wie sie das machen wollen, ist Sandra gleich im Haus verschwunden.
Freddie ist inzwischen hellwach und ein paar Meter aus der Garage gerollt. Gemeinsam mit den Kindern und Lucky überlegt er jetzt, mit welchem Fahrzeug der Weihnachtsmann am besten zu retten ist.
„Hubschrauber“, sagt Lucky, der seit ihrem Flug nach Afrika die Angst vor Hubschrauberflügen verloren hat.
„Ne, das ist viel zu kompliziert. Ich schlage ein Feuerwehrauto vor, einen Kranwagen. Am besten einen mit einer Plattform, damit einer von uns hochfahren kann und einen Gurt um den Bauch vom Weihnachtsmann legen kann. Und dann können wir ihn langsam rausziehen“, überlegt Marie.
Freddie überlegt und nickt dann. „So machen wir das!“
„Zauberdiwauba, zauberdikrahnwagen, Freddie wird zum Krahnwagen“, flüstert Marie mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen. Es knallt einmal laut und auf der Straße steht ein roter Krahnwagen. Marie springt sofort ins Führerhäuschen und wie im Schlaf weiß sie sofort, welche Knöpfe sie drücken muss, um den Kranarm auszufahren. Benny ist inzwischen auf die Plattform geklettert und Lucky steht, beleidigt darüber, dass er nicht mit auf die Plattform durfte, weil sie angeblich zu eng ist, am Straßenrand.
Zielsicher steuert Marie den Kran zum Schornstein. Der Weihnachtsmann zappelt immer noch verzweifelt mit den Beinen in der Luft.
„Herr Weihnachtsmann, sie müssen jetzt mal kurz die Beine still halten, sonst kann ich Ihnen nicht den Rettungsgurt umlegen“, ruft Benny in den verstopften Schornstein. Sofort hört der Weihnachtsmann zu zappeln auf und wartet auf seine Rettung. Benny legt ihm den Gurt um den dicken Bauch und gibt dann Marie ein Zeichen. Langsam lässt sie den Kranarm, an dem auch ein Seil mit dem Gurt hängt, hochfahren. Kurz spannt sich das Seil und dann macht es >plopp< und der Weihnachtsmann schaukelt mit hoch rotem Kopf und nach Luft japsend in der winterlichen Dunkelheit. Langsam fährt Marie den Kranarm runter und setzt den erschöpften Weihnachtsmann auf der Straße ab. Auch Benny kommt von der Plattform geklettert.
Lucky hat jetzt keine Lust mehr beleidigt zu spielen. Wann hat man schon mal die Chance, mit einem echten Weihnachtsmann zu sprechen? Aufgeregt trabt er zu ihm hin.
„Vielen, vielen Dank“, japst der rotgekleidete Mann.
„Bedanken sie sich bei Lucky“, lacht Benny. „Der hat mit seinen guten Ohren ihre Hilferufe gehört!“
„Ja, das stimmt“, sagt Lucky stolz. „Aber ohne die Teamarbeit von uns allen hätten wir sie nicht retten können.“ Die Freunde lächeln sich gegenseitig an. Freddie hat sich inzwischen wieder in ein Motorrad verwandelt und steht bei ihnen. Neugierig fragt er: „Was wollten Sie denn heute schon in dem Haus? Weihnachten ist doch erst morgen!“
„Ja“, der Weihnachtsmann windet sich. „Ach, ich bin hier zufällig vorbei gekommen und es hat aus dem Schornstein so lecker nach Keksen geduftet, dass ich dachte, ich könnte vielleicht mal ein klitzekleines bisschen davon probieren.“ Beschämt schaut er auf den Boden.
„Aha, Sie sind wohl auch eine Naschkatze“, lächelt Benny und schaut dabei seinen Freund Lucky an. Der schaut schmollend zurück.
„Wissen Sie was, kommen Sie doch mit rein, dann essen wir alle zusammen noch ein paar Kekse“, schlägt Benny vor.
Der Weihnachtsmann fängt an zu strahlen und nickt dann. Und so kommt es, dass sich einen Tag vor Weihnachten der Weihnachtsmann, ein Pony, ein Motorrad und drei Kinder in einem Haus versammeln und gemeinsam Kekse essen. Und keiner wundert sich über dieses lustige Zusammentreffen.