040: Was macht ein Zaubermotorrad, wenn seine Freunde keine Zeit haben und ihm langweilig ist? Na, alleine losfahren! Nur ist Winter und der Schnee lässt nicht lange auf sich warten! Und Motorradfahren und Schnee passt nicht wirklich zusammen… Wie gut aber, dass Freddie Freunde hat, die ihn aus jeder brenzligen Situation befreien…
Danke, Marie (3) aus München für deine bunte, wunderschöne Bastelei, die auf dem Beitragsbild zu sehen ist! Und viele Grüße an deine Geschwister Paul und Frida und deine Mama Erika! Herzlichen Dank für die liebevoll gestaltete Weihnachtspostkarte!
Freddie und Lucky Band 10 – Ein Motorrad im Schnee
Es ist Winter und eine Schneeschicht liegt auf der Straße. Freddie, das Zaubermotorrad, schaut gelangweilt aus dem offenen Garagentor auf die leere Straße. Benny und Marie hatten vorhin den Schlitten aus der Garage geholt, kurz „Hallo“ zu Freddie gesagt, und waren dann im Schneegestöber verschwunden, um auf dem nahe gelegenen Hügel Schlitten zu fahren. Das Garagentor zu schließen hatten sie in der Eile ganz vergessen.
„Na toll. Winter und dann auch Schnee. Wie langweilig!“, denkt sich das Zaubermotorrad und starrt weiter in den Schnee. Du musst wissen, im Winter ist es für die Menschen meistens zu kalt um Motorrad zu fahren. Auf einem Motorrad bewegt sich der Fahrer ja nur sehr wenig und kühlt dann bei kaltem Wetter und frostigem Wind auch mit dicker Kleidung schnell aus. Und wenn Schnee liegt, ist es sogar sehr gefährlich, Motorrad zu fahren. Da ein Motorrad nur zwei Reifen hat, liegt es nicht so stabil auf der Straße wie ein Auto, sondern kann auf dem rutschigen Schnee schnell wegrutschen und umkippen. Deshalb stehen die meisten Motorräder den Winter über einfach in der Garage und werden erst im Frühjahr wieder von ihren Besitzern einem Frühjahrsputz und einer Inspektion unterzogen, bevor es wieder auf Tour geht. Das ist bei einem normalen Motorrad ja auch kein Problem. Schließlich ist es nur eine Maschine und kein Lebewesen. Aber bei einem Zaubermotorrad, also einem lebenden Motorrad, ist das etwas ganz anderes. Für ein Zaubermotorrad ist der Winter einfach nur langweilig. Maries Vater weiß schließlich nicht, dass Freddie ein Zaubermotorrad ist, und behandelt ihn deshalb wie ein normales Motorrad und lässt ihn den Winter über in der Garage stehen. Und Marie und Benny waren durch die Weihnachtszeit, das Kekse backen, die Weihnachtsfeiern und dann auch noch Silvester so abgelenkt, dass sie sich wenig um ihren Freund Freddie gekümmert haben. Ab und zu ist Freddie zu seinem Freund, dem Zauberpony Lucky, zum Pferdehof auf der Rabenhöhe rübergefahren, aber auch der hatte bei dem Wetter meistens keine Lust auf Unternehmungen und hat seinen Ponypopo lieber in die Windrichtung gedreht und auf dem Paddock gedöst.
Und jetzt steht Freddie hier gelangweilt in der Garage.
„Hm“, denkt er sich dann, „warum soll ich hier darauf warten, dass meine Freunde mich bespaßen? Ich kann doch auch alleine etwas unternehmen! Schließlich habe ich zwei Reifen zum Fahren und eine gehörige Portion Abenteuerlust! Also, los geht`s!“
Gedacht, getan. Langsam rollt Freddie aus der Garage auf die verschneite Straße. Er schaut nach links und nach rechts. Die komplette Straße ist leer. Vorsichtig gibt er Gas und fährt die Straße entlang. In der Kurve reduziert er nochmal sein Tempo, um nicht wegzurutschen. Jetzt hat er endlich ein Gefühl für das Fahren auf der glatten, weißen Schneeschicht. Nach dem Abbiegen auf die geräumte Hauptstraße ist das Fahren sowieso kein Problem mehr und er rollt entspannt mit dem fließenden Verkehr durch die Stadt und bis hinaus auf die Landstraße. Dort bietet sich ihm ein unglaublich schöner Blick über die verschneiten Felder und Wälder. Freddies Ausfahrt führt ihn weiter und weiter in die abgelegensten Dörfer.
„Wie gut, dass ich diesen Ausflug unternommen habe! In diesem wunderschönen Weiß habe ich die Landschaft ja noch nie gesehen“, denkt sich Freddie und vergisst die Zeit völlig. Nach einer Stunde kommt das Zaubermotorrad auf einem Hügel an, von dem aus man auf ein kleines Dorf mit einer schön beleuchteten Kirche schauen kann. Freddie beschließt, eine kleine Pause zu machen und die Aussicht zu genießen. Er stellt sich an den Straßenrand und schaut verträumt in die Ferne. Langsam überkommt ihn eine bleierne Müdigkeit von der langen Fahrt und er fällt in ein kleines Nickerchen.
Leider bemerkt er dabei nicht, dass es wieder anfängt zu schneien. Eine dicke Flocke nach der anderen legt sich auf ihn nieder. Auch die geräumte Straße schneit nach und nach wieder zu. Die Autos kriechen langsam an Freddie vorbei und die Fahrer wundern sich, wer mitten im Winter ein Motorrad am Straßenrand abstellt. Doch nach nur einer halben Stunde erkennt man schon gar nicht mehr, dass ein Motorrad am Straßenrand steht. Freddie hebt sich einfach nur als weißer Hügel neben der Straße ab.
Unter der dicken Schneeschicht ist es kuschelig warm wie in einem Iglu und Freddie hält ein erholsames Schläfchen. Als er nach einer Stunde ausgeruht die Augen öffnet, erschrickt er. Er sieht nur Weiß!
„Was ist denn hier los?“, denkt sich Freddie und klimpert ein paar Mal mit den Augenlidern. Dabei rutscht der Schnee von seinen Augen und er erkennt die Bescherung! Er ist komplett eingeschneit! Um ihn herum türmen sich weiße Schneemassen.
„Oh je, oh je“, denkt sich Freddie. „Wie komme ich denn hier weg? Mir kann als Motorrad hier in der Kälte zwar nichts passieren, aber ich habe auch keine Lust, hier tagelang zu stehen und zu warten, bis der Schnee schmilzt!“
Das Zaubermotorrad wirft den Motor an und versucht vorsichtig, ein paar Zentimeter vorwärts zu rollen, doch schon auf dem ersten kleinen Stück drehen die Reifen von Freddie durch und die Schneemassen stoppen sein Vorankommen.
„Na toll,“ meckert Freddie vor sich hin, „jetzt bin ich ein Zaubermotorrad und könnte mich in ein Schneeräumfahrzeug verwandeln, aber nun ist Marie nicht hier, die den Zauberspruch aussprechen muss! Alleine kann ich das nicht! Oh man, hoffentlich bemerken meine Freunde mein Verschwinden bald und suchen mich dann!“
Seufzend macht Freddie seinen Motor aus und bleibt bedröppelt am Straßenrand stehen.
Marie und Benny sind inzwischen mit ihrem Schlitten auf dem Rückweg nach Hause. Sie sind den ganzen Vormittag den Hügel am Waldrand runter gerodelt und jetzt völlig erschöpft und hungrig. Den Schlitten im Schlepptau biegen sie in die Hofeinfahrt ein und schauen auf die offene Garage.
„Oh, wir haben wohl vergessen, die Garage zu schließen. Jetzt hat es reingeschneit und wir müssen auch noch den Schnee rausschaufeln!“, sagt Benny grumelig.
Marie aber ruft erschrocken: „Das ist doch unwichtig! Aber wo ist Freddie? Der kann doch bei dem Schnee nicht draußen rumfahren? Hoffentlich wurde er nicht geklaut!“
Jetzt kriegt auch Benny einen Schreck, beruhigt sich aber gleich wieder: „Ach Marie, wer klaut denn im Winter ein Motorrad? Und das auch noch im Hellen? Freddie ist bestimmt nur kurz zur Rabenhöhe zu Lucky gefahren, um ihm einen Besuch abzustatten. Komm, wir schaufeln den Schnee aus der Garage und gehen dann rein.“
„Nein“, antwortet Marie. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Es schneit so doll. Freddie ist unser Freund und wir sollten sicher gehen, dass es ihm gut geht! Lass uns zur Rabenhöhe gehen und nachschauen, ob er da ist!“
Benny seufzt erschöpft, willigt dann aber nickend ein.
Müde stapfen Benny und Marie zur Rabenhöhe. Nach einer halben Stunde kommen sie bei dem Pferdehof an. Alle Pferde stehen bei dem Wetter geschützt im warmen Stall. Marie und Benny gehen in den Stall und rufen nach Lucky, der ihnen freudig wiehernd antwortet.
„Hi Lucky, ist Freddie hier? Die Garage ist leer und wir fragen uns, wo er bei dem Wetter wohl ist?“, fragt Benny das Zauberpony.
Erstaunt blickt Lucky die beiden Kinder an. „Nein, der war den ganzen Tag noch nicht hier! Was will der denn bei dem Wetter draußen in der Kälte?“
„Also jetzt fange ich langsam an, mir Sorgen zu machen!“, antwortet Marie. „Freddie muss schon länger weg sein, es gab keine frischen Spuren von ihm im Schnee vor der Garage oder auf der Straße.“
„Ja, da hast du Recht“, stimmt Benny zu. „Da stimm was nicht! Wir sollten ihn suchen! Bist du dabei, Lucky?“
„Natürlich! Ich lasse doch meinen Freund nicht im Stich“, wiehert das Zauberpony.
„Aber bei diesem Schnee kommen wir doch kaum voran. Wie sollen wir ihn da finden?“, zweifelt Marie.
„Also“, erklärt Lucky, „erstens bin ich ein Pony und kann mich sehr sicher im Schnee bewegen. Ich bin doch kein komisches Fahrzeug, dass ständig im Schnee wegrutscht! Ich habe vier gesunde Beine! Immer dieser Technikschnickschnack, ein gutes, altes Pferd tut es auch!“ Das Zauberpony schaut die Geschwister stolz an.
„Aha, und zweitens?“, fragt Benny schmunzelnd.
„Zweitens bin ich ein ZAUBERpony und unglaublich kräftig! Ich kann euch beide durch den Schnee tragen. Und drittens: Weil ich ein Zauberpony bin, kann ich auch besser riechen als normale Ponys. Ich wette, ich rieche Freddies Spur auch durch den Schnee. Diesen Gummireifengeruch kann man nicht verfehlen“, erklärt Lucky und verzieht sein Gesicht dabei.
„Dann lasst uns keine Zeit verlieren“, ruft Benny und schwingt sich geschickt auf Lucky. Marie klettert hinter ihm auf das Pony. Lucky galoppiert gleich los. Als Erstes reiten sie zur Garage, wo Lucky die Spur von Freddie aufnimmt. Danach folgen sie der Spur, Lucky immer mit der Nase auf dem Boden. Manchmal sind durch den Wind aber so hohe Schneewehen entstanden, dass Lucky kurzzeitig die Spur verliert und er in der Umgebung mit der Nase auf dem Boden suchen muss, bis er die Spur wieder hat.
Sie reiten durch die verschneite Landschaft und nähern sich einem Hügel.
„Halt mal an!“, ruft Marie. „Schaut mal, da oben auf der Straße ist ein komischer Schneehügel am Straßenrand. Was das wohl ist? Vielleicht ist da Freddie unter!“
Lucky sprintet mit einem Satz los, so dass Benny und Marie fast von ihm runtergepurzelt wären. Wenn es um seinen besten Freund geht, kennt er nix! Sekunden später stehen sie neben dem Schneehügel.
„Freddie, altes Haus! Was machst du denn für einen Quatsch!“ Lucky stupst freudig mit seiner Schnauze gegen den Schneehügel. Er hat durch die Schneeschicht gerochen, dass Freddie darunter versteckt ist. Marie und Benny sind inzwischen von dem Zauberpony gesprungen und haben angefangen, Freddie von dem Schnee zu befreien.
„Freunde, bin ich erleichtert, euch zu sehen!“, lacht das Zaubermotorrad. „Auf euch ist echt Verlass! Boah, war das langweilig unter der Schneedecke! Irgendwann sind auch meine Augen zugeschneit und ich konnte nichts mehr sehen! Wie langweilig, noch langweiliger als in der Garage!“
„Och Freddie!“ Marie nimmt ihren Freund in die Arme. „Deshalb bist du also auf Spritztour gegangen! Vor Langeweile! Oh man, versprochen, ab jetzt kümmern wir uns mehr um dich!“
Freddie nickt glücklich und schaut seine Freunde erleichtert an.
„Und jetzt wird gezaubert“, sagt er.
„Hä, wieso?“, fragt Marie erstaunt.
„Na, meinst du, ich schaffe es in dem Schnee zurück? Was meinst du, warum ich hier feststecke? Und du kannst mich doch in ein Schneeräumfahrzeug verwandeln. Dann wird die Rückfahrt kein Problem. Und ich kann euch alle mitnehmen!“, erklärt Freddie.
„Nein, danke!“ Lucky reckt eingebildet seine Nase in die Luft. „Ich brauche keinen Technikschnickschnack, um durch den Schnee zu kommen. Ich laufe!“
Alle lachen. Dann schließt Marie die Augen und flüstert: „Zauberdiwauba, zauberdischneeräumfahrzeug, Freddie wird zum Schneeräumfahrzeug!“
Es knallt einmal laut und ganz viel Schnee wirbelt durch die Luft und dann steht ein riesiges, rotes Schneeräumfahrzeug am Straßenrand. Marie klettert hinter das Lenkrad und Benny auf den Beifahrersitz. Und los geht die Fahrt nach Hause. Nur Lucky, der ist schon vorgaloppiert! Wer braucht schon ein Schneeräumfahrzeug, um durch den hohen Schnee zu kommen?