021: Endlich geht es weiter! Und warum hat das so lange gedauert? Weil ich gerade eine lange Reise mache! Und genau das plant auch Fritzi. Einen Urlaub auf dem Bauernhof! Und er hat auch schon eine tolle Idee für die Umsetzung. Dann spitz mal deine Ohren!
Fritzi, das Bommeltier Band 6
Urlaub auf dem Bauernhof
Kapitel 1 – Die Neuen
„Guten Morgen meine Damen! Darf ich euch vorstellen? Das sind Claudia und Florian. Sie werden die nächsten vier Wochen den Hof übernehmen. Denn: Wir fahren in den Urlaub!“ Bauer Wilhelm steht im Stall und strahlt über das ganze Gesicht. Hinter ihm stehen eine junge Frau und ein junger Mann. Beide blicken sich begeistert und motiviert im Stall um.
Urlaub? Das freche Bommeltier spitzt die Ohren. Wann kommt der Bauer endlich in die Kleiderkammer und zieht seine Arbeitskleidung an? Fritzi lebt nämlich getarnt als Bommel von Bauer Wilhelms Mütze im Stall. Und immer wenn Melkzeit ist, muss Fritzi natürlich brav auf der Mütze sitzen, damit Bauer Wilhelm das Bommeltier nicht entdeckt.
Das dauert Fritzi jetzt aber wirklich zu lange. Will Bauer Wilhelm heute etwa ohne Mütze melken? Fritzi hüpft von der Mütze, rollt zur angelehnten Stalltür und lugt hinaus. Aha, diese beiden Jungspunte sollen also den Hof übernehmen? Fritzi fängt an zu grinsen. Na das wird ein Spaß!
„So, dann zeige ich euch mal die Kleiderkammer“, sagt Bauer Wilhelm, dreht sich abrupt um und öffnet die Kleiderkammertür. Fritzi wird durch die Tür an die Wand gequetscht. Panisch versucht er sich zwischen Wand und Tür herauszudrücken, aber jetzt folgen dem Bauern auch noch Claudia und Florian in die Kammer und drücken die Tür auf. Endlich stehen die drei in der engen Kammer und Fritzi schafft es, sich hinter der Tür hervorzuschieben.
„Wie komme ich jetzt bloß wieder auf die Mütze?“, überlegt er fieberhaft. Zwischen der Mütze und Fritzi stehen der Bauer und Claudia und Florian.
Fritzi nimmt Anlauf und springt auf die Mütze von Florian um eigentlich gleich weiter auf seine Mütze zu springen, die am Haken hängt, als der Bauer sich umdreht und zu Florian sagt: „Lustig, so einen Bommel habe ich auch auf der Mütze!“ Fritzi erstarrt. Und nun? Oh je, oh je, jetzt muss ihm aber schnell ein rettender Plan einfallen. Ah, da hat er ihn schon! Er bläst seine Backen auf und spukt dem Bauern in hohem Bogen auf die Glatze.
„Nanu, was war das denn?“ Bauer Wilhelm fasst sich an den Kopf und schaut nach oben. Claudia und Florian tun es ihm nach. „Sitzt da oben etwa eine Schwalbe und kackt mir auf den Kopf?“, brummt er ärgerlich. Fritzi nutzt den Moment und springt mit einem Satz auf seine grün-blau gestreifte Mütze. Gerettet!
„Naja, das soll ja Glück bringen“, grummelt der Bauer weiter und setzt sich seine Arbeitsmütze auf. Das Florians Mütze jetzt gar keinen Bommel mehr hat, bemerkt er zum Glück gar nicht…
Kapitel 2 – Auch Tiere brauchen Urlaub
„Alle mal herhören!“, krakeelt Fritzi durch den ganzen Stall. „Ab heute haben wir Urlaub! Vier Wochen! Bis Bäuerin Regina, Bauer Wilhelm und Mara wieder da sind!“
Draußen hupt es laut und die Bauersfamilie rollt in ihrem Auto vom Hof. Claudia und Florian stehen winkend am Bauernhaus.
„Urlaub? Was ist das denn eigentlich?“, die Kuh Ottilde kaut genüsslich etwas Heu und schaut Fritzi erwartungsvoll mit schräg gelegtem Kopf an.
„Urlaub ist, wenn man macht was man will. Und wenn man ans Meer fährt“, erklärt das Bommeltier.
„Ich will aber nicht ans Meer! Ich will in den Bergen Urlaub machen!“, widerspricht Hahn Felix seinem besten Freund. „Und dann will ich auf den höchsten Berg steigen und ganz laut krähen!“
„Ja was denn nun?“, fragt Ottilde erstaunt. „Ist Urlaub jetzt ans Meer oder in die Berge fahren?“
„Ach ist doch egal! Hauptsache, wir machen was wir wollen und haben Spaß!“, erwidert Fritzi.
Ottilde nickt. Das klingt gut. „Und was ist mit Claudia und Florian?“, fällt es ihr dann ein. „Die sollen doch den Bauernhof weiterführen während die Bauersfamilie weg ist.“
„Ach, die machen schon, was wir wollen“, grinst Fritzi. „Zur Zeit sind sie sowieso mit dem Trecker auf dem Feld im Gange. Wer baut mit mir ein Meer?“ Er flitzt aus dem Stall und beginnt, eine Plane aus dem Schuppen zu zerren. Ferkel Lilli hilft eifrig mit.
„Wir brauchen eine große Mulde. Da legen wir die Plane rein und lassen die Mulde dann mit Wasser volllaufen. Dann haben wir ein Meer!“, erklärt das freche Bommeltier.
„Kein Problem! Das erledige ich!“, ruft Hofhund Bello und rennt auf die eingezäunte Rasenfläche um die Terrasse herum zu. Mit seiner Schnauze öffnet er das Gartentor und fängt sofort an zu buddeln. Der Erdhaufen neben der Mulde wird immer größer.
„Oh, wunderschöne Berge! Bitte noch ein bisschen mehr Erde auf den Haufen werfen, dann kann ich den höchsten Gipfel erklimmen!“ Hahn Felix flattert aufgeregt um Bello und den wachsenden Erdhaufen herum. Schon nach kurzer Zeit ziert eine große, flache Mulde und ein riesiger Erdhaufen die ehemals grüne Rasenfläche des Gartens. Fritzi und Lilli zerren die Plane in die Mulde.
„Wasser, wir brauchen Wasser!“, brüllt das freche Bommeltier Richtung Stall.
„Zu Befehl!“ Sau Marina kommt mit einem Wasserschlauch im Maul angerannt. Das eine Ende des Wasserschlauchs ist schon am Wasserhahn angeschlossen.
„Wasser marsch!“, befiehlt Fritzi und schon schießt ein dicker Strahl aus dem Schlauch und füllt die Mulde. Ein glitzerndes Meer entsteht. Kater Mauzi hat derweil die Badezimmerdeko aus dem Bauernhaus angeschleppt. Da gibt es glitzernde Muscheln, schöne Steine und getrocknete Seesterne. Alles dekoriert er kunstvoll um das kleine Meer.
„Ach wie schön! Urlaub am Meer!“ Fritzi hat sich schon auf eines der Handtücher gelegt, die Kater Mauzi ebenfalls aus dem Bauernhaus geholt hat. Es war etwas mühsam, die Handtücher durch die Katzenklappe zu ziehen, aber es ging dann doch.
„Nein, Urlaub in den Bergen!“, widerspricht Felix. Er sitzt schon auf dem höchsten Hügel des Erdhaufens und stößt ein markerschütterndes >Kikeriki< aus.
Immer mehr Tiere kommen aus dem Stall und machen es sich auf den ausgebreiteten Handtüchern und dem weichen Rasen bequem. Die Ferkel spielen mit dem Fußball, den sie im Garten gefunden haben.
„Hach, ist Urlaub schön!“, muht Ottilde und knabbert an dem saftigen Rasen.
Dann hält sie erschrocken inne und spitzt die Ohren. Der Trecker nähert sich dem Hof!
Kapitel 3 – Chaos auf dem Bauernhof
„Ruhe bewahren, Ruhe bewahren!“, ruft Fritzi seinen Stallgenossen zu. „Was sollen die schon machen, die können uns hier schlecht wegtragen, oder?“ Er zwinkert der fülligen Sau Marina zu. Die guckt erst erbost, aber nickt dann bestätigend.
„Fritzi hat Recht. Wenn wir alle standhaft bleiben, können Claudia und Florian uns hier nicht vertreiben. Auch wir haben ein Recht auf Urlaub!“, grunzt sie herausfordernd.
Schon kommt der Trecker um die Ecke gedüst. Mit einer Vollbremsung kommt er vor dem Gartenzaun zum Stehen.
„Was ist denn hier los? Wer hat das Gartentor denn offen gelassen?“ Erschrocken springt Claudia vom Trecker, dicht gefolgt von Florian.
„Das war vorhin zu, ich schwöre es. Und einen Teich hatte der Garten vorher doch auch nicht, oder?“, fragt er verwirrt.
Claudia schüttelt den Kopf und schaut Florian etwas ängstlich an.
„Komm, wir bringen erst mal die Tiere in den Stall“, schlägt er vor.
Beide gehen in den Garten und versuchen, die Tiere in den Stall zu treiben. Aber die bleiben einfach liegen und tun so, als würden sie Claudia und Florian nicht bemerken. Fritzi hat sich hinter dem Erdhaufen versteckt und lugt immer mal wieder hervor. Florian reibt sich verwundert die Augen. Hat er da gerade nicht etwas Kleines, Buntes hinter dem Erdhaufen hervorschauen sehen? Aber immer, wenn er nachschaut, ist Fritzi schnell auf die andere Seite gerollt und aus Florians Blickfeld verschwunden.
„Ich gebe es auf! Die Tiere wollen nicht in den Stall! Lass uns einfach die Stalltür auflassen, dann können sie reingehen, wann sie wollen“, schlägt er irgendwann Claudia vor.
„Aber wir müssen die Kühe doch noch melken! Nicht, dass sich die vollen Euter noch entzünden“, entgegnet Claudia.
„Du hast Recht. Dann lass uns das hier draußen machen“, schlägt Florian vor. Sie schleppen zwei alte Melkschemel und Eimer hinaus. Die Kühe muhen entzückt. Melken beim Sonnenuntergang, so muss Urlaub sein!
Als die Sonne schließlich komplett untergegangen ist, gehen Claudia und Florian erschöpft zu Bett. Vorher haben sie aber Hofhund Bello den Auftrag erteilt, gut auf die anderen Tiere aufzupassen und sie zu rufen, wenn irgendetwas sein sollte.
„Fritzi?“, ertönt es da leise in der Dunkelheit. „Mir ist kalt. Meinst du nicht, wir können jetzt in den warmen Stall gehen und morgen mit dem Urlaub weitermachen?“ Hahn Felix weht der kalte Wind auf der Spitze seines Berges um seine Nase.
„Ja, lass uns das machen“, antwortet Fritzi schläfrig. Auch er sehnt sich nach seiner kuscheligen, weichen Mütze. Nach und nach trotten alle Tiere in den Stall und fallen in einen tiefen Schlaf. Urlaub kann ganz schön müde machen!
Am nächsten Morgen werden sie wie immer von einem kräftigen >Kikeriki< geweckt. Nur dass Felix diesmal auf seinem Urlaubsberg steht und nicht auf dem Misthaufen. Nach ausgiebigem Gähnen und Strecken trotten alle Tiere in den Garten, schließlich hat der Urlaub erst angefangen und soll gleich weitergehen.
„Wo sind denn Claudia und Florian?“, fragt Ottilde verwundert den Hahn.
„Keine Ahnung, Die sind ganz früh mit dem Auto vom Hof gefahren.“
„Oh“, Ottilde schaut erschrocken. „Hoffentlich haben wir sie nicht verjagt! Wer soll uns dann melken?“
Da kommt das Auto schon wieder auf den Hof gebogen. Claudia und Florian steigen voll beladen mit Pflanzen aus dem Auto und kommen auf die Tiere zu.
„Wir haben beschlossen, dass ihr auch Urlaub verdient habt! Und darum haben wir jede Menge Teichpflanzen gekauft und helfen euch jetzt, einen schönen Teich anzulegen!“, erklären die beide den Tieren. Ob die Tiere sie verstehen, wissen sie nicht, aber das begeisterte Muhen, Grunzen und Krähen lässt darauf schließen.
Als Bäuerin Regina und Bauer Wilhelm mit Mara nach vier Wochen wieder aus dem Urlaub kommen, staunen sie nicht schlecht. Ihr Garten ziert ein schöner Teich mit einem mit Steinen und Pflanzen verziertem Berg daneben.
Die Tiere aber sind aus dem Garten verschwunden. Und warum? Ach, vier Wochen auf einem Handtuch rumliegen wird auf die Dauer doch zu langweilig. Und deshalb verschweigen Claudia und Florian auch der Bauersfamilie, was hier auf dem Bauernhof los war. Und auch dieses komische bunte, runde Ding, das immer durch den Garten geflitzt ist, erwähnen sie nicht. Wer soll ihnen das auch glauben?