027: Weiter geht`s mit Freddie, dem Zaubermotorad, und Lucky, dem Zauberpony. Und warum ist auf dem Beitragsbild ein Rettungshubschrauber zu sehen? Tja, Marie und Benny kennen noch nicht alle Geheimnisse von Freddie…
Freddie und Lucky Band 2 – Rettung aus hoher See
Es ist Sonntag und Marie und ihrer Bruder haben beschlossen, an diesem sonnigen Frühlingstag einen langen Ausflug zu unternehmen. Freddie, das Zaubermotorrad, wohnt jetzt schon seit 4 Wochen bei ihnen und seitdem haben sie schon gemeinsam viele kurze Spritztouren unternommen. Natürlich war Lucky, das Zauberpony, auch immer mit dabei. Obwohl Lucky auf den ersten Blick wie ein betagtes, langsames Pony aussieht, hat Benny, der ihn immer reiten darf, festgestellt, dass Lucky eine enorme Ausdauer besitzt und nicht müde zu bekommen ist. Mühelos galoppiert Lucky bei den Spritztouren neben Freddie, der von Marie gefahren wird, her und Benny fühlt sich immer, als würden sie fliegen.
Heute aber soll endlich der erste lange gemeinsame Tagesausflug stattfinden. Benny und Marie haben ihren Eltern erzählt, dass sie den Tag bei Lucky auf dem Pferdehof auf der Rabenhöhe verbringen werden. Dass sie tatsächlich aber einen Ausflug an die 200 km entfernte Nordseeküste planen, haben sie nicht erwähnt. Wer würde ihnen schon glauben, dass das Pony diese Strecke an einem Tag hin und zurück locker schafft? Und dass Marie auf Papas Motorrad, also Freddie, fährt, können sie natürlich erst Recht nicht erzählen. Marie ist es sowieso ein Rätsel, wie Freddie es hinbekommt, dass Papa nie eine Motorradtour mit Freddie, den er natürlich für ein normales Motorrad hält, plant, wenn sie mit Freddie unterwegs ist. Aber wahrscheinlich zaubert Freddie dann Papa Vergesslichkeit oder irgendsowas in den Kopf. Ist ja auch egal, Hauptsache sie kann mit Freddie unbehelligt unterwegs sein!
Kurz nach Sonnenaufgang klopft es an Maries Zimmertür. „Marie, aufstehen! Ich habe schon Brote geschmiert, es kann losgehen“, flüstert es durch den Türspalt. Marie reckt und streckt sich. Dann ist sie mit einem Satz aus dem Bett gesprungen und zieht sich in Windeseile an. Marie und Benny legen ihren Eltern, die noch schlafen, einen Zettel auf den Küchentisch, auf dem steht, dass sie schon zur Rabenhöhe aufgebrochen sind. Dann schleichen sie leise in die Garage. Freddie, das rote Rennmotorrad, lächelt ihnen schon entgegen.
„Na, alles startklar?“
„Alles startklar! Es kann losgehen!“, antwortet Marie und schwingt sich auf die Sitzbank. Da sie Freddie bei dem Gebrauchtwagenhandel entdeckt hatte, kann nur sie das Zaubermotorrad fahren. Ihr Bruder Benny setzt sich hinter sie. Lautlos gleitet das elektrische Garagentor auf und ohne irgendein Geräusch rollt Freddie mit Marie und Benny auf die Straße. Außer Hörweite von ihrem Elternhaus lässt Marie endlich den Motor aufheulen. Wie sie das Geräusch liebt! Sie dreht den Gashebel bis zum Anschlag und sie rasen in unglaublicher Geschwindigkeit über die verlassene Landstraße zur Rabenhöhe.
„Seid ihr auch endlich wach?“ Gelangweilt steht Lucky, das dunkelbraune Pony, schon wartend an der Straße. „Ich wäre schon längst an der Nordsee, aber nein, die Herrschaften müssen ja ausschlafen!“, mault er weiter.
Benny lacht. So ist Lucky halt, hat immer was zu motzen. Die Sonne geht blutrot im Osten auf und Benny schwingt sich auf das Zauberpony, das schon ungeduldig mit den Hufen in der Erde scharrt. Benny reitet immer ohne Sattel und Zaumzeug auf Lucky, für beide eine wundervolle Art, durch den Wind zu galoppieren. Kaum sitzt Benny auf dem Pony galoppiert es auch schon los. Marie und Freddie kommen gar nicht so schnell hinterher, aber nach wenigen Minuten haben sie Benny und das Zauberpony eingeholt. Die Vier durchqueren Felder, Wälder und Ortschaften und behalten die ganze Zeit ein hohes Tempo bei. Der Wind saust ihnen um die Ohren und eine Unterhaltung ist bei dieser Geschwindigkeit gar nicht möglich. Dann reiten bzw. fahren sie eine große Düne hinauf und bleiben staunend stehen. Vor ihnen erstreckt sich ein breiter Sandstrand und dahinter glitzert die Nordsee.
Lucky fängt an zu schluchzen: „Ist das schön hier! Ich war noch nie an der See!“ Das alte Stinkstiefelpony kann also auch Gefühle zeigen.
„Hey, da vorne ist ein gemütliches Plätzchen, lasst uns dort ein Picknick machen“, schlägt Marie vor. Sie setzen sich in die Dünen und Marie und Benny essen ihre Brote. Lucky knabbert ein bisschen am Dünengras.
„Bäh, das ist ja viel zu trocken und stachelig“, beschwert er sich und legt sich dann lieber in den Sand und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Der Tag vergeht wie im Flug. Es ist Ebbe und das Meer hat sich weit zurückgezogen, so dass an den Strand eine Schlicklandschaft, das Watt, grenzt. Zwei Reiter und ihre Pferde galoppieren vorüber. Wolken ziehen auf und das Wetter wird langsam ungemütlich. Jetzt setzt auch ein leichter Sprühnebel ein, der die Sicht aufs Meer behindert.
„Wollen wir wieder zurück?“, schlägt Benny vor. „Die Sonne kommt heute bestimmt nicht mehr hinter den Wolken hervor, es wird ja auch bald Abend.“
Marie nickt und zieht ihre Jacke über. Benny will sich gerade auf Lucky schwingen, als über den Strand laute Rufe hallen.
„Jonas, Britta, wo seid ihr?“ Zwei Männer rennen suchend über den Strand.
„Was ist denn da los?“ fragt Marie ihren Bruder.
„Keine Ahnung. Lass uns mal hingehen und fragen“, schlägt der vor.
Marie und Benny rennen zu den Männern rüber.
„Wen suchen sie denn?“, fragt Marie einen der Männer, der vom vielen Schreien einen ganz roten Kopf hat.
„Wir suchen unsere Kinder, meine Tochter Britta und von meinem Freund den Sohn, Jonas. Wir machen gerade Urlaub an der Nordsee. Sie haben sich beim Reiterhof zwei Pferde geliehen und wollten einen Ausritt machen. Aber sie müssten schon längst zurück sein. Hoffentlich sind sie nicht ins Watt geritten. Die Flut kommt und wenn sie im Watt sind, kann es passieren, dass sie vom Wasser eingeschlossen werden und nicht mehr zurück kommen! Und jetzt regnet es auch noch und wird dunkel, wie sollen wir sie da je im Watt wiederfinden?“, erklärt der Vater panisch.
„Haben sie denn schon den Rettungsdienst verständigt?“, fragt Marie besorgt.
„Ja, das haben wir. Aber wir wissen gar nicht, wo die beiden hin geritten sind und das Wattenmeer ist groß und es wird dunkel“, sagt der Vater verzweifelt.
„Wir haben vorhin zwei Reiter gesehen. Sie sind Richtung Westen geritten. Wir helfen ihnen suchen“, schlägt Benny vor.
„Richtung Westen? Das ist schon einmal eine große Hilfe. Und danke Junge für dein Angebot, aber bringt ihr euch jetzt bitte nicht auch noch in Gefahr. Es reicht, wenn zwei Kinder verschwunden sind“, sagt der Mann und läuft den Strand Richtung Westen hinunter.
Marie schaut Benny an. „Los, wir nehmen Lucky und Freddie und suchen den Strand ab. Die beiden sind doch viel schneller als die Männer zu Fuß.“
„Ok, wir gehen aber nicht ins Watt! Das ist wirklich zu gefährlich“, sagt Benny.
Sie rennen zu ihrem Zauberpony und ihrem Zaubermotorrad zurück und erklären, was passiert ist. Beide wollen sich natürlich sofort an der Rettungsaktion beteiligen.
„Ich habe eine ausgezeichnete Nase“, wiehert Lucky. „Ich rieche andere Pferde aus weiter Entfernung. Wir finden die Kinder und ihre Pferde!“
Schon sitzt Benny auf Lucky und Marie auf Freddie und gemeinsam düsen sie den Strand hinunter. Lucky hält immer wieder seine Nase in den Wind. Nach einem Kilometer bleibt er abrupt stehen. Benny wäre fast von seinem Rücken geflogen.
„Ich rieche Pferde. Allerdings kommt der Geruch vom Meer. Sie müssen sich irgendwo da draußen aufhalten“, erklärt er aufgeregt.
„Aber die Flut kommt und das Wasser reicht schon fast bis an den Strand. Dann müssen sie dort auf einer Sandbank eingeschlossen sein. Wir können ihnen nicht helfen. Los, wir sagen dem Rettungsdienst Bescheid“, schlägt Benny vor.
„Nein, jetzt zählt jede Minute. Wir werden sie da rausholen“, sagt Freddie ganz ruhig.
„Bist du verrückt, Freddie? Dann setzen wir unser eigenes Leben aufs Spiel“, widerspricht Marie dem Motorrad.
„Marie, hast du vergessen, ich bin ein Zaubermotorrad. Ich habe euch nur noch nicht gezeigt, was ich alles kann. Dafür brauche ich aber deine Hilfe“, erklärt Freddie.
„Meine Hilfe? Aber was kann ich denn tun?“ Marie schaut Freddie entgeistert an.
„Du musst einen Zauberspruch sprechen. Dir wird schon der richtige Spruch einfallen. Wichtig ist nur, dass du mich in einen Rettungshubschrauber verwandelst.“
„Okay…“, sagt Marie ungläubig. Dann überlegt sie und spricht: „Zauberdiwauba, Freddie wird zum Hubschrauber.“
Einen Moment passiert gar nichts und dann gibt es einen Knall und anstelle des roten Rennmotorrads steht jetzt ein roter Rettungshubschrauber vor ihnen.
„Marie, steig ein. Du kannst mich steuern, glaub mir. Und Benny, du gehst hinten rein“, ruft Freddie, der jetzt ein Hubschrauber ist. Perplex steigen Marie und Benny in den Hubschrauber. Und tatsächlich, Marie weiß sofort, wie sie den Hubschrauber zu steuern hat. Instinktiv drückt sie die richtigen Knöpfe und der Rettungshubschrauber steigt in die Luft.
„Na toll, und ich darf nicht mit, oder was?“, nölt Lucky am Boden.
„Kumpel, wir sind gleich wieder zurück. Du hast doch den wichtigsten Job gemacht und die Pferde gerochen“, ruft Freddie seinem Freund zu und fliegt über das ansteigende Wasser. Stolz wie Otto bleibt Lucky am Strand zurück.
Marie steuert den Hubschrauber dicht über das Wasser damit sie bei der Dunkelheit überhaupt etwas erkennen können. Nach einigen Minuten sehen sie unter sich einen hellen Fleck, eine Sandbank, auf der ein paar dunkle Schatten stehen.
„Da sind sie“, ruft Benny. „Geh weiter runter, dann kann ich ihnen die Rettungsseile runter lassen.“
Freddie sinkt immer tiefer, bis sie tatsächlich zwei Kinder und zwei Pferde erkennen können.
„Die kriegen wir doch nie in den Hubschrauber“, zweifelt Marie. „Die Pferde sind viel zu groß und wenn wir sie einzelnd an den Strand fliegen, schaffen wir es nicht! Die Hufe der Pferde stehen ja jetzt schon im Wasser!“
„Das passt, Marie! Glaub mir!“, beruhigt sie Freddie.
Benny lässt zwei dicke Seile herunter und ruft den Kindern zu: „Ihr legt jetzt erst dem einen Pferd die Seile unter den Bauch und wir holen es hoch, dann machen wir das Gleiche mit dem anderen Pferd und danach seit ihr dran.“
Die Kinder handeln schnell und schon nach wenigen Minuten kommt das erste Pferd an der Seilwinde hochgezogen im Hubschrauber an. Wie in Trance lässt es alles mit sich machen und bleibt brav im Hubschrauber stehen, während nach und nach das andere Pferd und die Kinder in den Hubschrauber gezogen werden. Komischerweise passen alle in den Hubschrauber.
„Auf denen liegt ein kleiner Zauber, sie werden sich später an nichts erinnern können“, lächelt Freddie. Als die beiden Kinder und die beiden Pferde sicher verladen sind, lenkt Marie den Hubschrauber Richtung Festland. Sanft landet sie am Strand und Benny hilft den Geretteten aus dem Hubschrauber.
„Marie, schnipps mal mit den Fingern“, sagt Freddie.
Marie schnippst und schwupps steht wieder ein Rennmotorrad neben ihnen.
Die beiden geretteten Kinder reiben sich die Augen.
„Wie sind wir denn wieder an den Strand gekommen?“, fragt das eine Kind verwundert. Es scheint sich nicht an die Rettungsaktion erinnern zu können.
„Wir haben euch über im Wasser versteckte Sandbänke geführt. Ihr steht bestimmt unter Schock und könnt euch deshalb an nichts erinnern“, flunkert Benny.
„Das kann wirklich sein“, sagt das Kind erleichtert. „Vielen, vielen Dank, dass ihr uns gerettet habt! Ohne euch hätten wir es nicht mehr aus dem Wasser raus geschafft!“
„Das haben wir doch gerne getan“, erwidert Marie. „Jetzt müssen wir aber nach Hause, sonst machen sich unsere Eltern auch noch Sorgen. Schaut mal, da hinten kommen schon eure Väter angerannt. Die suchen euch schon die ganze Zeit. Geht ihnen doch entgegen.“
„Das machen wir und vielen Dank nochmal“, sagt das gerettete Mädchen und dann führen die beiden Kinder ihre Pferde ihren Vätern entgegen.
„Los, lass uns abhauen bevor die Väter noch weitere Fragen stellen. Das glauben die uns bestimmt nicht mit den versteckten Sandbänken“, ruft Marie und schwingt sich auf Freddie.
„Da hast du Recht“, wiehert Lucky und scharrt mit den Hufen. Benny steigt auf seinen Rücken und schon galoppiert Lucky in Windeseile los.
„Dieser Lucky“, lacht Freddie. „Muss er mal wieder zeigen, dass er mindestens genauso schnell wie ein Rennmotorrad ist.“ Dann gibt Marie Gas und folgt ihrem Bruder und dem Zauberpony auf ihrem Rennmotorrad.