031: Jaja, hätte Lucky mal nicht… aber das will ich hier lieber nicht verraten. Jedenfalls kann Lucky, das Zauberpony, heute ausnahmsweise mal nicht so schnell rennen und braucht deshalb die Hilfe von seinem Kumpel, dem Zaubermotorrad Freddie. Warum? Am besten startest du gleich mit der Episode, dann erfährst du mehr! Viel Spaß! (Wenn du wissen möchtest, warum ein Vogel als Beitragsbild zu sehen ist, hör dir die Episode an! Dort erzähle ich dir zu Beginn, was ich mit diesem Vogel erlebt habe!)
Freddie und Lucky Band 6 – Möhren und Feuerwerk
Halb zehn abends. Endlich. Leise, oder besser gesagt so leise es eben mit Hufen geht, trippelt Lucky zum Gatter.
„Lucky, was machst du denn da?“, wiehert es vom anderen Ende der Weide. „Hier wächst noch jede Menge Gras, komm rüber.“ Sunny, die Schimmelstute, schaut Lucky erwartungsvoll an.
„Äh, ja, ich komme gleich. Ich schubber nur noch kurz meinen Rücken am Pfosten“, wiehert Lucky zurück. Endlich wendet sich Sunny ab und beginnt mit den anderen Pferden zu grasen.
„Wie war denn noch der Zauberspruch?“, überlegt Lucky und leckt sich nervös über die Lippen. Hoffentlich merken seine Stallkollegen nicht, was er vorhat.
„Ah, ich hab`s“, murmelt er dann. „Du bist ein Schloss, ich aber kein Walross. Ist ja auch egal, ich heiß auch nicht Karl. Du gehst jetzt auf und ich lauf.“
Es macht >ping< und das kleine Zahlenschloss am Gatter springt auf und langsam schwingt das Tor nach außen. Lucky schaut sich nochmal schnell um und huscht dann durch das geöffnete Tor. Mit einem leisen Huftritt gegen das Holz schließt sich das Gatter wieder. Schnell verschwindet das Zauberpony hinter den Büschen, die den Weg zum Stallgebäude säumen. Auf dem Hof herrscht absolute Stille. Alle Pferdebesitzer haben ihre Arbeiten auf dem Hof erledigt und sind längst nach Hause gefahren. Jetzt im Sommer ist es auch schon fast dunkel. Der perfekte Zeitpunkt für Luckys Vorhaben. Die Stalltür ist nur angelehnt. Die Pferde sind jetzt im Sommer nachts auf der Weide. Mit der Schnauze schiebt Lucky die Stalltür auf und schnuppert in der Luft. Er hat sich also nicht getäuscht! Von weitem hatte er heute beobachtet, wie Sonja, Sunnys Besitzerin, einen großen Sack in den Stall geschleppt hatte. Und er weiß, was das bedeutet!
Immer seiner Nase folgend schleicht Lucky durch den Stall. Da steht der Sack. Mit dem Maul zerrt das Zauberpony an dem Bindfaden, der den Sack verschließt. Mit einem Ruck löst sich der Knoten, aber durch den Ruck plumpst der Sack auch von dem Regal und sein Inhalt verteilt sich über den Stallboden. Überall liegen orange, leuchtende Möhren! Lucky seufzt glücklich. Frische Möhrchen! Wie er die Dinger liebt! Und jetzt hat er alle für sich alleine und muss sie nicht mit den anderen Pferden teilen. Mit seinen Lippen hebt er vorsichtig eine Möhre auf und schiebt sie sich ins Maul. Herrlich! Gerade frisch vom Feld geerntete Möhren! Und schon ist die nächste Möhre verschwunden und dann noch eine und noch eine. Langsam arbeitet sich Lucky über den Stallboden vorwärts.
Er hat schon die Hälfte der Möhren weggefuttert, als es draußen plötzlich laut wird. >Peng, peng, peng< klingt es durch die Luft. Lucky spitzt die Ohren.
„Och nö“, mault er. „Muss das gerade jetzt sein? Einmal im Jahr ist dieses blöde Feuerwerk und dann genau an dem Tag, an dem ich mal was Leckeres zu futtern habe. Jetzt drehen meine Kumpels auf der Weide doch wieder voll durch.“ Draußen wird es immer lauter. Das Zauberpony lässt die Möhren Möhren sein und galoppiert aus dem Stall heraus Richtung Weide. Der Himmel ist hell erleuchtet von den bunten Raketen. Schon im Galopp erkennt Lucky, dass die Pferde auf der Weide in Panik geraten.
Romeo, der schwarze Wallach, ist neu bei Ihnen auf der Weide und hat noch kein Feuerwerk bei ihnen miterlebt. Er rennt panisch von links nach rechts und die anderen Pferde lassen sich von seiner Angst anstecken.
Das Zauberpony wiehert schon von weitem: „Hey Leute, es ist alles ok, das ist nur ein Feuerwerk! In ein paar Minuten ist alles vorbei!“ Doch das Geknalle ist so laut, dass die Pferde Lucky nicht hören. Bei einem besonders lauten Knall kriegt der kräftige Wallach einen riesigen Schreck und rast panisch auf den Zaun zu.
„Stopp!“, schreit das Zauberpony noch, aber zu spät! Romeo durchbricht die Zaunlatten, reißt den Elektrozaun nieder und galoppiert aufs offene Feld. Die anderen Pferde folgen ihm in ihrer Angst.
„So ein Mist“, grummelt Lucky. „Hoffentlich rennen die Richtung Wald und nicht zur Straße.“ Da Lucky ein Zauberpony ist, kann er richtig schnell rennen. Schneller als ein Rennmotorrad, was seinen Kumpel Freddie, das Zauberrennmotorrad, ein wenig ärgert. Das Problem ist nur, dass Luckys Bauch heute randvoll mit Möhren gefüllt ist und er deshalb nicht so schnell rennen kann.
„Das soll dann wohl die Strafe für meinen geheimen Möhrenraub sein“, seufzt Lucky und setzt sich schwerfällig in Bewegung. Immerhin ist er schnell genug, um die anderen Pferde, angeführt von der Stute Sunny, einzuholen. Mit dem Tempo von dem Wallach Romeo kann er heute allerdings nicht mithalten.
Nach einigen Minuten galoppiert Lucky auf gleicher Höhe wie Sunny.
„Hey Sunny, horch doch mal, das Geknalle hat aufgehört. Das Feuerwerk ist vorbei!“, ruft Lucky seiner Stallgefährtin zu. Sunny spitzt überrascht die Ohren. Dann verlangsamt sie ihr Tempo und bleibt schließlich ganz stehen. Die anderen Pferde folgen ihrem Beispiel.
„Alles in Ordnung mit euch?“, fragt Lucky. Die anderen Pferde wiehern zustimmend. „Man Sunny, du kennst doch Feuerwerk! Warum bist du denn abgehauen?“
„Als Romeo so durchgedreht ist, habe ich mich halt erschrocken und es für das beste gehalten, zu fliehen. Schließlich sind wir Pferde Fluchttiere. Aber jetzt ist es wieder gut. Wo ist Romeo?“ Sunny blickt sich suchend um.
„Ich habe keine Ahnung“, antwortet Lucky. „Macht euch keine Sorgen, ich gehe in suchen. Bring du bitte die anderen Pferde zurück auf die Weide.
Sunny schnaubt zustimmend. Dann trabt sie mit ihren Gefährten Richtung Weide davon. Lucky überlegt. Er könnte jetzt alleine nach Romeo suchen, aber wer weiß, wo der schon ist. Und ehrlich gesagt ist ihm ziemlich schlecht von den vielen Möhren. Boah, so eine Möhrenklauaktion macht er nie wieder!
„Ich glaube, ich brauche bei der Suche nach Romeo Hilfe“, gesteht sich Lucky ein. Er entschließt sich, zu seinem besten Freund, dem Zaubermotorrad Freddie, zu galoppieren. Mit vollem Bauch setzt er sich in der Dunkelheit in Bewegung. Kurze Zeit später steht er vor der verschlossenen Garage, in der Freddie wohnt. Alles ist ruhig. Wahrscheinlich schlafen schon alle.
„Garagentor hat kein Ohr, hat nen Knauf, geht jetzt auf!“, flüstert Lucky und das Garagentor gleitet leise nach oben. Erstaunt und schläfrig blinzelt Freddie mit seinen Augen.
„Ey Lucky Kumpel, wieso spazierst du so einfach in mein Schlafzimmer. Ist was passiert?“, gähnt das Motorrad.
„Wieso Schlafzimmer? Ich seh kein Bett. Ach egal, Romeo, der neue Wallach ist ausgebüxt. Das Feuerwerk hat ihn in Panik versetzt. Und ich mache mir Sorgen, dass er auf die Straße rennt und ihm was passiert“, erklärt Lucky.
„Ja aber wieso bist du ihm denn nicht hinterhergerannt? Du bist doch schneller als jedes Rennpferd“, fragt Freddie erstaunt.
„Ja,“ windet sich das Pony, „weißt du, da war dieser Sack mit Möhren…“
„Ich verstehe“, lacht sein bester Freund. „Dann lass uns Marie und Benny wecken.“
Leise rollt Freddie gefolgt von Lucky aus der Garage. Beide starren nach oben auf die Fenster, die zu den Zimmern von Marie und Benny gehören.
„Wie bekommen wir die denn wach, ohne die ganze Nachbarschaft und ihre Eltern zu wecken?“ überlegt das Zauberpony.
„Du kannst ja auf meine Sitz klettern und mit deinen Hufen ans Fenster klopfen“, scherzt Freddie.
„Sehr witzig“, antwortet Lucky. Dann geht er zu der Hecke und beißt einen langen, dicken Zweig von dem Kirschlorbeer ab. Mit dem Zweig im Maul stellt er sich mit den Vorderhufen auf Freddies Sitz. Wenn Lucky den Kopf schräg legt, kratzt die Spitze des Zweiges über Bennys Fenster. Lucky bewegt den Zweig hin und her.
„Oh, wenn der nicht gleich aufwacht, wird mein Nacken noch steif“, mault Lucky durch die geschlossenen Zähne. Doch da wird schon das Fenster geöffnet und Benny steckt den Kopf heraus.
„Was ist denn hier los? Spielt ihr Zirkus?“, fragt Benny überrascht.
„Nein, Romeo, der Wallach ist von der Weide ausgebüxt. Wir müssen ihn suchen“, erklärt Freddie.
„Wie sind sofort da“, ruft Benny. Keine zwei Minuten später stehen Marie und Benny draußen vor der Garage.
„Wie können wir helfen?“, fragt Marie.
„Da ich nicht weiß, in welche Richtung Romeo gelaufen ist, wäre es das beste, du verzauberst Freddie in einen Hubschrauber. Dann können wir alle Richtungen absuchen. Ich fliege mit und ihr lasst mich dann bei Romeo raus und ich bringe ihn nach Hause“, schlägt Lucky vor.
„Du willst freiwillig im Hubschrauber mitfliegen? Normalerweise rennst du doch viel lieber nebenher“, wundert sich Marie.
„Ja, ich glaube, ich habe mir den Magen verdorben“, stottert Lucky verschämt. Freddie muss ein Grinsen unterdrücken.
„Alles klar, dann machen wir das so. Freddie bist du bereit?“, fragt Marie.
„Aber immerdoch“, antwortet das Zaubermotorrad.
„Zauberdiwauba, Freddie wird zum Hubschrauber“, flüstert Marie. Es knallt und schon steht anstelle des roten Rennmotorrads ein roter Hubschrauber auf der Straße. Benny und Lucky klettern schnell hintern in den Hubschrauber und Marie steigt auf den Fahrersitz. In Sekunden ist der Hubschrauber gestartet und Marie lenkt ihn Richtung Rabenhöhe. Systematisch beginnt sie dann, die Wiesen, Felder und Straßen um den Pferdehof auf der Rabenhöhe abzufliegen. Erst ist nichts zu sehen, doch irgendwann ruft Lucky: „Da, der dunkle Fleck auf dem Feld, das könnte Romeo sein. Flieg mal tiefer.“
Marie senkt den Hubschrauber ab und tatsächlich, da steht der erschöpfte, schwarze Wallach in einiger Entfernung vom Hof auf dem Feld.
„Ok, lass mich in 500 m entfernt raus. Nicht dass sich Romeo noch vor dem Hubschrauber erschreckt“, gibt Lucky Marie Anweisungen. Marie landet auf einem abgeernteten Feld und Lucky springt aus dem Hubschrauber.
„Vielen Dank für eure Hilfe! Den Rest schaffe ich alleine“, ruft er und galoppiert zu Romeo. Marie startet den Hubschrauber erneut. Aus der Luft beobachten sie, wie Lucky Romeo anspricht und ihn dann langsam Richtung Hof zurückführt. Marie fliegt mit Freddie zurück nach Hause. Kurz darauf liegen Marie und Benny wieder in ihren Betten und Freddie steht als Motorrad in der Garage. Auch Lucky und Romeo sind inzwischen auf ihrer Heimatweide angekommen und halten erschöpft ein Nickerchen.
Am nächsten Tag sind alle Pferdebesitzer sehr aufgeregt, dass der Zaun kaputt ist. Sie wundern sich, dass dennoch alle Pferde auf der Weide stehen. Eifrig verteilen sie Möhren an ihre Lieblinge als Dank dafür, dass sie nicht abgehauen sind. Nur Lucky hat sich in die hinterste Ecke der Weide verzogen. Möhren kann er jetzt echt nicht mehr sehen!