032: Für eine Leckerei tut Lucky doch alles! Sogar sich mit einem Strick durch die Stadt führen lassen, auch wenn das eigentlich unter seiner Würde ist. Schließlich ist er ein weises Zauberpony! Doch gut, dass Lucky mit zum Ausflug in die Stadt gekommen ist. Seinen guten Ohren entgeht nämlich nichts! Auch nicht, dass in der Nähe ein junger Hund herzzerreißend jault…
Das wunderschöne Beitragsbild für diese Geschichte hat der 4-jährige Benjamin gemalt. Lieber Benjamin, das Bild ist ganz toll geworden! Es sieht richtig fröhlich aus! Vielen lieben Dank dafür!
Freddie und Lucky Band 7 – Ein Welpe allein zu Haus
„Musst du mich wirklich an diesem Strick führen?“, mault Lucky, das dunkelbraune Zauberpony. „Du bist gerade mal 12 Jahre alt und tust so, als hättest du alles im Griff. Dabei bin ich hier das alte, weise Zauberpony. Eigentlich müsste ich dich am Strick führen!“ Lucky schaut Benny herausfordernd von der Seite an.
„Oh man Lucky, ich habe dir gesagt, wenn du mit in die Stadt zum Eisessen willst, muss ich dich am Strick führen. Sonst haben die Menschen in der Stadt Angst, dass du sie umrennst oder vors Auto läufst“, erklärt Benny jetzt schon zum dritten Mal.
„Ihr Menschen seid echt komische Lebewesen. Habt Angst vor freilaufenden Tieren. Dabei lauft ihr selbst doch auch überall frei herum und ihr seid auch nicht ungefährlich.“ Lucky zerrt störrisch an dem Führstrick, aber Benny lässt ihn nicht los.
„Hör jetzt auf damit oder wir reiten zurück auf die Rabenhöhe in den Stall“, warnt Benny.
„Nein, auf gar keinen Fall“, widerspricht Marie, die gerade Freddie, das Zaubermotorrad auf dem Motorradparkplatz in der Stadt geparkt hat. „Ich habe mich schon so auf mein Minz-Schokoeis gefreut!“
„Und ich bekomme nicht mal was ab“, mault Lucky schon wieder los.
„Wir holen dir gleich ein paar Äpfel aus dem Laden“, verspricht Marie. Das bringt Lucky zum Strahlen. Auf einmal geht er auch ganz locker am Führstrick neben Benny her. Mit einer Leckerei kann man das verfressene Pony immer locken. Doch plötzlich bleibt Lucky wieder stehen.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragt Benny genervt.
„Hört ihr das auch? Ein Hund jault die ganze Zeit“, entgegnet Lucky. Benny und Marie bleiben stehen und horchen. Tatsächlich, ganz leise aus der Ferne ist ein Fiepen zu vernehmen.
„Kommt, wir schauen nach, was da los ist“, ruft Marie und rennt in die Richtung, aus der das Fiepen kommt. Lucky, der verdammt schnell rennen kann, beschleunigt, doch dann fällt ihm ein, dass Benny ja noch am Führstrick hinter ihm hängt. Lucky legt eine Vollbremsung hin und Benny prallt auf das Hinterteil von Lucky. Kopfschüttelnd reibt er sich die Stirn.
„Ich glaube, das Führen am Strick müssen wir nochmal üben“, murmelt er und rennt dann neben Lucky hinter Marie her. 100 Meter weiter bleiben sie stehen.
Vor einem orangen Mehrfamilienhaus rennt eine Frau hin und her und jammert: „Merlin, mein Süßer, ganz ruhig. Mir fällt bestimmt gleich eine Lösung ein.“ Verzweifelt reibt sie sich die Schläfen. Von irgendwo aus der Nähe hört man das herzzerreißende Jaulen eines jungen Hundes.
„Entschuldigen Sie“, spricht Marie die Frau an, „können wir Ihnen irgendwie helfen? Was ist denn passiert?“
Erstaunt blickt die Frau auf. Dann schüttelt sie den Kopf. „Nein, mein Kind, du kannst leider nichts tun.Ich habe mein Schlüsselbund verloren und jetzt komme ich nicht in meine Wohnung. Und ich habe doch seit zwei Wochen einen kleinen Hund, einen Welpen. Ich wollte nur fix zum Einkaufsladen flitzen und schnell wieder zu Hause sein. Der Kleine soll doch noch nicht so lange alleine sein. Aber ich habe schon überall nach dem Schlüsselbund gesucht. Jetzt ist Merlin schon zwei Stunden alleine.“ Die Frau schluchzt.
„Wo wohnen sie denn?“, fragt Benny.
„Hier in dem orangen Haus. Im 4. Stock. Die Balkontür ist offen, bei dem heißen Wetter. Aber wie soll ich da hoch kommen? Und Merlin ist so winzig, der kann nicht über die Brüstung springen. Das wäre ja auch viel zu hoch!“, erklärt die Frau.
„Haben sie denn schon beim Schlüsseldienst angerufen?“, hakt Marie nach. „Ja, aber die sind gerade in der Nachbarstadt beschäftigt. Sie haben gesagt, sie brauchen ungefähr zwei Stunden bis sie hier sind. Aber ihr hört ja, wie mein Kleiner jault. Der kann doch jetzt nicht noch zwei Stunden alleine bleiben! Und meine Nachbarin, die einen Ersatzschlüssel hat, ist im Urlaub.“ Ratlos schaut die Hundebesitzerin nach oben zum Balkon.
„Hm“, Marie überlegt, „ich kenne eine Firma die Fahrzeuge vermietet. Die haben auch einen LKW mit Hebebühne. Ich laufe da schnell hin und frage, ob die uns helfen können. Dann könnten wir den kleinen Merlin zumindest aus der Wohnung holen und dann auf den Schlüsseldienst warten.“
„Aber es ist doch schon spät. Die haben doch bestimmt nicht mehr geöffnet. Und wer soll das bezahlen?“, zweifelt die Frau.
„Keine Sorge“, winkt Marie ab. „Darum kümmere ich mich schon.“ Kaum gesagt, rennt Marie auch schon los. Die Frau schaut ihr verdattert hinterher.
Und was meinst du, rennt Marie jetzt wirklich zu der Mietwagenfirma? Nein, natürlich nicht! Sie läuft zu Freddie, dem Zaubermotorrad, der nur einige hundert Meter weiter geparkt ist. Schon im Sprint fängt Marie an, einen Zauberspruch zu sprechen: „Zauberdiwauba, Zauberdiwühne, Freddie wird zum LKW mit Hebebühne.“
Es knallt einmal laut und auf dem Parkplatz steht nun etwas eingequetscht zwischen den anderen parkenden Motorrädern ein roter LKW mit Hebebühne.
„Es wäre schon nett, wenn du mir Bescheid sagst bevor du mich verzauberst. Du hast mich mitten aus meinem Mittagsschläfchen gerissen. Ich weiß nicht mal, worum es geht“, beschwert sich Freddie.
„Oh ja, entschuldige Freddie. Mir tut nur der kleine Welpe so leid, der in der Wohnung eingesperrt ist. Deshalb habe ich mich so beeilt. Sein Frauchen hat den Wohnungsschlüssel verloren und er fiept die ganze Zeit, weil er einsam ist“, entschuldigt sich Marie bei dem Zaubermotorrad.
„Ach so, wenn das so ist, sollten wir uns beeilen!“, ruft Freddie.
Marie springt in die Fahrerkabine und schon düsen die beiden zu dem orangen Mehrfamilienhaus. Nur Minuten nachdem Marie dort los gerannt ist, parkt sie Freddie vor dem Haus.
„Oh, das ging aber schnell“, wundert sich das Frauchen von Merlin. Das die noch minderjährige Marie so ein großes Fahrzeug fährt, bemerkt sie gar nicht. Freddies Zauber wirkt wie immer.
„Ich schlage vor, dass Sie mit mir zusammen zum Balkon hochfahren. Merlin vertraut Ihnen mehr als mir. Mit Ihnen kommt er bestimmt auf die Hebebühne und lässt sich nach unten bringen“, erläutert Marie während sie schon dabei ist, die Stützen für den LKW auszufahren. Durch die Stützen kippt der LKW nicht um, wenn die Hebebühne hochgefahren wird. Als sie damit fertig ist, hilft sie der Frau in die Hebebühnenkabine und steigt dann selber ein. Mit einer Fernbedienung fährt sie die Hebebühne bis direkt vor den Balkon im 4. Stock.
Als sie über die Brüstung des Balkons schaut, sieht Marie einen kleinen, schwarzen Welpen, der aufgeregt hin und her springt.
„Merlin, mein Süßer, alles ist gut, jetzt bist du gerettet!“, ruft sein Frauchen. Dann klettert sie vorsichtig auf den Balkon und nimmt Merlin auf den Arm. Als der kleine Hund sich beruhigt hat, reicht sie ihn Marie, die ihn vorsichtig festhält. Dann klettert die Frau zurück in die Kabine.
„Kann man die Wohnungstür denn nicht von Innen öffnen?“, fragt Marie.
„Nein, ich habe die Tür von außen zugeschlossen. Ich fürchte, wir müssen auf den Schlüsseldienst warten“, erklärt die Frau.
„Dann fahren wir jetzt erst mal wieder runter und suchen dann gemeinsam nochmal nach dem Schlüssel“, schlägt Marie vor.
Nur wenige Minuten später sind die drei aus der Hebebühnenkabine ausgestiegen und gehen zusammen mit Benny und Lucky zu dem Einkaufsladen, in dem die Frau einkaufen war, als sie den Schlüssel verloren hat. Aber auch sie können den Schlüssel nicht entdecken.
„Genau hier habe ich meinen Kollegen Bernhardt getroffen und ein kleines Schwätzchen mit ihm gehalten. Und da Bernhard verschnupft ist, habe ich aus meiner Tasche ein Taschentuch hervorgekramt. Ich dachte, vielleicht ist dabei der Schlüssel herausgefallen. Aber der liegt hier ja nirgendwo.“ Suchend schaut sich Merlins Frauchen um. Auch die anderen suchen die Gegend mit den Augen ab. Plötzlich wiehert Lucky, geht ein paar Schritte und schnüffelt dann an einem Gullydeckel.
„Lucky, das ist eine gute Idee!“, ruft Benny. „Könnte es vielleicht sein, dass Sie ein paar Schritte weiter zur Seite standen und der Schlüssel in den Gully gefallen ist?“, fragt er dann die Frau.
„Hm, das könnte tatsächlich sein“, überlegt die Frau. „Ihr habt aber wirklich ein schlaues Pony.“ Stolz reckt Lucky seinen Hals empor und grinst.
Dann gehen alle zu dem Gully und starren in die Tiefe.
„Ich habe mal gehört, dass jeder Gully ein Auffangsieb hat und man mit einem Magneten Metallgegenstände aus dem Gulli herausfischen kann. Und ein Schlüssel ist ja aus Metall“, überlegt Benny.
„Aber wo bekommen wir einen Magneten her?“, fragt Marie.
„Oh, ich habe einen Magnethaken an meiner metallenen Balkonbrüstung befestigt. Daran hängt ein kleiner Blumenkübel“, ruft Merlins Frauchen aufgeregt.
„Na dann fahren wir nochmal mit der Hebebühne zum Balkon hoch und holen den Haken“, schlägt Marie vor.
Sie gehen also alle zurück zu dem orangen Haus, vor dem immer noch Freddie als LKW geparkt ist. Marie und die Frau fahren nochmals zum Balkon hoch und holen den Magnethaken und eine Schnur. Dann gehen sie zurück zu dem Gully. Benny befestigt die Schnur an dem Magnethaken und beginnt damit im Gully nach dem Schlüssel zu fischen. Nach einigen erfolglosen Versuchen hängt auf einmal der vermisste Schlüssel an dem Magnethaken. Die Frau fällt Benny vor Freude um den Hals. Der kleine Merlin springt angesteckt durch die Freude seines Frauchens Marie und Benny abwechselnd an den Beinen hoch.
„Das war doch ein erfolgreicher Tag“, lacht Marie und Lucky stimmt wiehernd ein. Nachdem Merlin und sein Frauchen zurück in ihre Wohnung gegangen sind, machen sich Marie, Benny und Lucky endlich auf den Weg zum Eisladen. Aber natürlich werden vorher ein paar Äpfel für Lucky besorgt. Und Freddie? Der steht noch solange bis seine Freunde mit Eisessen fertig sind vor dem orangen Haus und lauscht glücklich dem freudigen Kläffen des kleinen Merlin. Was gibt es Schöneres für einen Helfer, als seinen Geretteten fröhlich und gesund spielen zu hören?